Reisebericht Carpineni, Moldawien, 28.11. – 05.12.2016
Wir wohnen nicht weit auseinander und sind deshalb früh morgens zusammen nach Frauenfeld gefahren. Dort angekommen, werden noch einige Dinge geklärt, zum Beispiel wer auf welchem Bett schläft. Schlussendlich liessen wir die Münze entscheiden. Bereits erscheint auch schon Oli im Lager. Er erteilt uns noch letzte Anweisungen und dann stehen wir zusammen und beten zu Dritt für eine gute und sichere Fahrt. Durch Gottes Kraft gestärkt fahren wir Richtung Kreuzlingen zum Zoll.
Ein Beamter händigt uns nach einer kurzen Kontrolle die Plombe aus, damit wir sie selber montieren können. Bei schönstem Reisewetter überqueren wir den Bodensee mit der Fähre von Konstanz nach Meersburg. Kurz vor Budapest machen wir unsere erste 9 stündige Pause. Am nächsten Morgen geniessen wir unser Frühstück und nehmen die nächste Etappe unter die Räder. Die Einreise nach Rumänien verläuft reibungslos. An der Grenze kaufen wir eine 7-Tage Vignette für Rumänien.
Je näher wir den Karpaten kommen, desto schlechter wird das Wetter. Kurz vor Bistrita machen wir einen Halt und freuen uns über das gute Nachtessen. Gestärkt nehmen wir die Bergetappe in Angriff. Es beginnt zu schneien, aber Gott sei Dank nicht allzu heftig. Wir schaffen sogar die steilen Auf- und Abfahrten ohne Ketten, denn die Räumungsfahrzeuge sind voll im Einsatz. Da aber immer weiter Schnee fällt, beschliessen wir zu stoppen, denn wir wollen nicht mitten in der Nacht irgendwo steckenbleiben.
Das Restaurant beim Schlafplatz ist geschlossen und ich dachte schon das Frühstück würde ausfallen. Aber Mario hat vorgesorgt. So können wir selbstgebrauten Kaffee in der warmen Kabine geniessen. Dazu gibt es Brot mit Käse und Salami. Es liegt der Grenzübergang Rumänien / Moldawien vor uns. Im Gebet vertrauen wir Gott die Führung über dieser Fahrt an und dann geht es auch schon wieder los. An einer Tankstelle stärken wir uns mit einem süssen Automatenkaffee und reihen uns in die lange Kolonne vor dem Grenzübergang ein. Wir werden von einem Zollbeamten in eine Wartespur gewiesen und jetzt heisst es warten, warten und nochmals warten. Wir nutzen die Zeit, um uns über die verschiedensten Lebenssituationen auszutauschen. Wir haben beide denselben Beruf in der gleichen Firma gelernt. Das gab einige «weisch-no» Geschichten. Draussen wurde es bereits dunkel und wir sind erst ein paar Wagenlängen weitergefahren. Das Ziel ist aber noch nicht in Sicht. Deswegen setzt Mario Wasser für eine Suppe auf. Die Warterei macht schliesslich hungrig. Nach 22.00 Uhr informieren wir Iurie, dass wir in der Nacht nach Chişinău fahren werden und uns dann wieder bei ihm melden. Er rät uns sehr fest davon ab. In der Hauptstadt sei das Übernachten an einer Tankstelle viel zu gefährlich. Er meint, wir sollen besser im Zoll bleiben und am nächsten Tag weiterfahren.
Komischerweise bewegt sich aber unsere Kolonne seit längerem nicht mehr. Rechts und links fahren die LKWs vorbei. Bald wird klar: Ein Fahrer vor uns muss eigeschlafen sein. Ein kurzes Klopfen an seine Kabine holt ihn sofort in die Gegenwart zurück und so können alle ein Stück weiterfahren. Bei der Lichtsignalanlage müssen wir uns zuerst mit dem System vertraut machen. Es sind nämlich sechs Spuren aber nur vier Signale. Der Schnellere hat also einfach Glück gehabt. Bald haben es auch wir geschafft. Aber leider geht die Warterei beim Zoll in Moldawien direkt weiter. Hier dauert es immerhin nicht Stunden und wir werden bald von einen Beamten zur Passkontrolle geschickt. Dort gibt es aber ein Problem mit unseren Papieren und die Beamten behaupten, die Versicherungskarte des Aufliegers sei abgelaufen. Nach einem Hin und Her geht es dennoch weiter zum nächsten Posten. Im Zollgebäude angekommen, fragen wir uns, was wir jetzt hier tun? Ein anderer Chauffeur beobachtet uns und zeigt das richtige Büro. Dort müssen wir die Ladung in ein grosses Buch eintragen. Danach heisst es wieder warten. Als der Zöllner dann die Empfängeradresse liest, meint er: „Ah Emanuel!“ Er erzählt, er sei Baptist und stempelt die Papiere und wünscht uns eine gute Fahrt. Wir können immer wieder Gottes Hilfe spüren und fallen um 01.30 Uhr müde ins Bett.
Früh morgens rüttelt uns ein Anruf aus dem Schlaf. Pedru will wissen wo wir sind. Ich erkläre ihm, dass wir erst in 4 Stunden fahren dürfen. Schlussendlich treffen wir am Nachmittag in Chişinău ein. Pedru regelt alles mit den Papieren. Gegen 18.00 Uhr sind wir bereits wieder startklar für die Fahrt nach Carpineni. Plötzlich werden wir von einem Auto überholt und der Fahrer stoppt uns. Er fragt, ob wir unterwegs nach Carpineni sind. Der junge Fahrer macht uns ein Zeichen, dass wir ihm folgen sollen. Am Zielort angekommen stehen ein Dutzend Leute bereit und wollen den LKW abladen. Das ist wirklich super organisiert und geführt von Gott. Kurz nach Mitternacht ist alles abgeladen und wir sind wieder startklar.
In Rekordzeit haben wir es zur Grenze geschafft und nach knapp einer Stunde stoppen wir bei einer Tankstelle und bereiteten uns wieder selber das Frühstück zu. Die restliche Rückreise bis nach Österreich verläuft sehr gut. Die Beamten sind freundlich. Beim Grenzübergang nach Österreich werden wir von zwei Polizisten darauf aufmerksam gemacht, dass seit 15.00 Uhr das Wochenend-Fahrverbot in Kraft sei und wir erst am Sonntagabend um 22.00 Uhr weiterfahren dürfen. Das müssen wir leider akzeptieren. So genossen wir die Sperrzeit mit Ausschlafen, einem ausgedehnten Frühstück und einem langen Sonntagsspaziergang ins nächste Dorf. Danach fahren wir pünktlich los und kommen gut in Frauenfeld an.
Am nächsten Morgen wird der LKW noch gründlich gereinigt und am Nachmittag treffen wir uns mit Oli. Nach kurzem Berichten und der Übergabe der Zollpapiere und allen anderen Dokumente endet unser Fahrauftrag. Wir sind Gott sehr dankbar für eine unfallfreie Reise. Die fleissigen Helfer in Carpineni und die vielen Begegnungen am Zoll werden in guter Erinnerung bleiben.
Felix und Mario